Julia Wedekind

Psychologin und Systemische Beraterin

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Warum Informationen in der Kommunikation verloren gehen

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Gespiegelte Person

Warum Informationen in der Kommunikation verloren gehen

Unser Gehirn liebt Bilder. Bilder können wir uns gut einprägen, vermitteln Stimmung und rufen Gefühle in uns hervor. Daher fällt es uns manchmal gar nicht so leicht, etwas was wir fühlen oder denken und wozu wir ein inneres Bild haben, in Worte zu packen und jemand anderem unsere innere Welt zu erklären. Leider können wir (noch) nicht unser inneres Bild via Telepathie von Gehirn zu Gehirn schicken. Wir brauchen Sprache, um unserer inneren Welt Ausdruck zu verleihen.

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

Ludwig Wittgenstein

Dieses wunderbare Zitat drückt die Relevanz von Sprache dabei aus, die Relevanz der Worte, die wir wählen. Wenn uns die Worte fehlen, können wir uns nicht richtig mitteilen. Wir fühlen uns unverstanden und es kommen Missverständnisse auf.

Wenn wir unsere inneren Bilder in Worte packen, gehen Informationen verloren.

Modell vom Informationsverlust in der Kommunikation. Übersetzung von Wort und Bild.

Diese Abbildung zeigt, wie man sich diesen Informationsverlust vorstellen kann: Person 1 hat ein inneres Bild im Kopf und bringt dies in Sprache. Person 2 hört es und übersetzt es sich in ihr eigenes inneres Bild. Bei diesem Prozess des „Übersetzens“ von Bild in Wort und umgekehrt, gehen jeweils Informationen verloren. Hier geht es beispielsweise um einen Berg. Beide reden von vom Prinzip her von der gleichen Sache, haben jedoch minimal unterschiedliche Vorstellungen davon, wie so ein Berg aussieht, wie man an den Bildern erkennt. Es mag einige Kontexte geben, da kommt es nicht auf die Details an. Da ist es nur wichtig, dass beide ungefähr das Gleiche im Sinn haben. Es mag aber auch Kontexte geben, da kommt es auch auf das Detailverständnis an. Ist der Berg schneebedeckt? Sind Almwiesen und -hütten zu sehen? Denke ich an die Aussicht vom Berg oder an die „Draufsicht“ auf den Berg? Dieses kleine Beispiel zeigt schon, wie komplex und vielseitig Kommunikation ist. Und jetzt stelle man sich noch vor, Person A erzählt etwas Person B. Und Person B erzählt das Person C, was er verstanden hat was Person A gemeint hat usw. Da kommt der berühmt Flüsterpost-Effekt zum Vorschein. Am Anfang ging es in der Unterhaltung noch um die Überlegung irgendwann mal ein Haus zu bauen. Und am Ende kommt an, dass sich jemand ein Hausboot gekauft hat.

Wie wir Wort in Bild übersetzen und umgekehrt, hängt von unseren Erfahrungen und Prägungen ab.

Die erste Vorstellung, die wir von den Worten haben, also die inneren Bilder, die diese Worte in uns erzeugen, hängen von unserer Erfahrung und unserer Sozialisation ab. Menschen in Bergregionen haben womöglich erstmal andere Bilder von „Bergen“ im Kopf, als Menschen aus Küstenregionen. Wenn ich als Kind immer in der Alpenregion Urlaub gemacht habe, könnten die Alpen für mich zum Sinnbild von „Bergen“ werden. Wenn ich jedoch dagegen im Pfälzer Wald aufgewachsen bin, ist mein Sinnbild womöglich etwas anders. Das sollten wir uns bewusst machen.

Was können wir aus diesem Modell für uns lernen?

  1. nicht zu schnell verstehen
  2. nachfragen und in einer neugierigen Haltung bleiben
  3. wie wir Wort in Bild übersetzen, hängt von unseren Erfahrungen und Prägungen ab
  4. lernen, wo es auf „Details“ ankommt und wo es reicht eine „grobe Vorstellung“ zu teilen
  5. differenzieren und spezifizieren, wo es auf Unterschiede ankommt

Dieses Modell beinhaltet viele Aspekte von Kommunikation. Wie wir innere Bilder in Sprache übersetzen, diese vermitteln und was der andere darunter versteht und daraus macht. Kommunikation ist unfassbar komplex und deshalb auch so spannend. Vielleicht regt dieses Modell dazu an, das nächste mal ein bisschen mehr in der Neugierde zu bleiben als sonst; mehr nachzufragen und weniger zu verurteilen.

Julia Wedekind
Julia Wedekind

Psychologin und Systemische Beraterin